Hitze und Goethe

(Wp) Kurz vor den Sommerferien unternahmen die Schülerinnen und Schüler der Klasse 11.1 des Sozial- und gesundheitswissenschaftlichen Gymnasiums Achern eine Lehrfahrt nach Frankfurt, um die Heimat des berühmten deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe und die Geburtsstätte der Demokratie in Deutschland zu erkunden; dabei wurde die Klasse von ihren Lehrkräften Birgit Wild-Peter und Heike Pooten begleitet.

Anlass für die Exkursion nach Frankfurt am Main war zum einen die Lektüre des Briefromans „Die Leiden des jungen Werthers“ im Deutschunterricht, zum anderen die Lyrik des jungen Goethe. Das Geburtshaus des Dichters befindet sich mitten in der Altstadt von Frankfurt, unweit der Hauptwache, und gehört zu den beliebtesten kulturellen und touristischen Höhepunkten der Stadt. Bei der von Frau Wild-Peter organisierten Führung im Goethehaus konnten die Schüler und Schülerinnen auch besondere „Geschichten“ erfahren, die nicht unbedingt in einem Lehrbuch zu finden sind. Zum Beispiel war die Familie Goethe im Besitz einer Wasserpumpe, was für die damalige Zeit – Ende des 18. Jahrhunderts – ein großer Luxus war. In der Regel musste das Wasser für den Haushalt in städtischen Brunnen geholt werden. Auch gab es viel Personal im Hause, so dass auf jede Person ein Bediensteter kam. Den Wohlstand hatte die Familie Johann Wolfgang Goethes einerseits dem Großvater Johann Wolfgang Textor, der in Frankfurt Stadt- und Gerichtsschultheiß war, aber vor allem der geschäftstüchtigen Großmutter zu verdanken, deren Familie einen gut gehenden Gasthof betrieben hatte und im Weinhandel tätig gewesen war. Des Weiteren bestaunten die Schüler eine Rarität im Hause Goethe, und zwar eine prächtige astronomische Uhr aus dem 18. Jahrhundert, die bis heute noch exakt das Datum, die Uhrzeit, die Bahn des Mondes und der Sternzeichen anzeigt und einem Privatlehrer und Bekannten der Familie gehörte. Trotz eines schweren Bombenangriffs gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, bei dem Teile des Goethe-Hauses zerstört wurden, konnten die Bestände der Bibliothek, in welcher Goethe und seine Schwester Cornelia von ihrem Privatlehrer – oft unter der strengen Aufsicht des Vaters – unterrichtet wurden, weitgehend erhalten werden. Goethe verbrachte bis zum 16. Lebensjahr seine Kindheit und Jugend vorwiegend in Frankfurt. Den Schülerinnen und Schülern gefiel auch die zum Teil extravagante Einrichtung des Goethe-Hauses, ob der „blaue Salon“ oder die sogenannte „gelbe Stube“.  Die besondere dekorative farbliche Gestaltung der Zimmer sowie ein prachtvoller klassizistisch wirkender Wäscheschrank sollten den Wohlstand der Familie Goethe in der damaligen Zeit hervorheben. Der massive Holzschrank, ein zur damaligen Zeit luxuriöses Präsentationsobjekt, wurde nur geöffnet, wenn ausgewählte Besucher in das Hause Goethe kamen. Nach der Führung im Goethe-Haus besuchte die Schülergruppe mit ihren Lehrkräften die Paulskirche, Geburtsstätte der deutschen Demokratie und Versammlungsort des ersten Nationalparlaments, das im Jahr 1848 erstmals einberufen wurde. – Besonders fasziniert waren die Schüler und Schülerinnen auch vom modernen Plenarsaal unter der Kuppel, welcher von den Fahnen der 16 Bundes-länder geschmückt wird, die die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler auf sich zogen. In dieser Aula wird jedes Jahr der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. Auf der Liste der bisherigen Preisträger sind bekannte Persönlichkeiten wie Manès Sperber, Martin Walser, Astrid Lindgren und Herta Müller vertreten. Zuletzt wurde der Friedenspreis Salman Rushdie verliehen.

Trotz des heißen, schweißtreibenden Sommerwetters trugen die kulturellen Höhepunkte zu einem gelungenen Schulausflug bei, der den Schülern und Schülerinnen des Beruflichen Gymnasiums tiefere Einblicke in das Leben Goethes und in die Geschichte der deutschen Demokratie vermitteln konnte. Ein Wermutstropfen war dann allerdings die Rück-fahrt: Aufgrund der Verspätung eines Zuges kam die Gruppe erst abends um 22.49 Uhr in Achern an. Jedoch machte auch hier die Klasse das Beste daraus. Man unterhielt sich auf der Rückreise angeregt mit Geschichten und Spielen; das war letztlich „Teambuilding“ pur.


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