Zeitzeugenbericht der Holocaustüberlebenden Fanny Ben-Ami in Baden-Baden

Wir, die Klasse 12/2 des Sozial- und Gesundheitswissenschaftlichen Gymnasiums der Beruflichen Schulen Achern, besuchten am 25.1. den Vortrag der Holocaustüberlebenden Fanny Ben-Ami im Kurhaus Baden-Baden. Auch unsere Parallelklasse und die Schülerinnen und Schüler des Kaufmännischen Berufkollegs II waren mit dabei. 

Früher aus dem Unterricht entlassen, fuhren wir mit der S-Bahn nach Baden-Baden. Mit dem Bus ging es dann Richtung Festspielhaus. Da wir bis zum Einlass noch Zeit hatten, erkundeten wir in Kleingruppen die Innenstadt von Baden-Baden. Ein Teil der Gruppe nutzte die Zeit, um mit zwei Lehrer*innen das Frieder Burda Museum zu besuchen. Die dortige Ausstellung „When tomorrow comes“ von Nicolas Party war sehr eindrucksvoll und sehenswert. Pünktlich zum Einlass um 11 Uhr konnten wir das Gebäude betreten und gaben unsere Jacken und Taschen ab. Da wir gut in der Zeit waren, saßen wir recht weit vorne. 

Nach der Begrüßung der rund 1000 Schülerinnen und Schüler warteten wir gespannt auf Fanny Ben-Ami. Als die 93-jährige Holocaustüberlebende auf die Bühne kam, um uns von ihren Erlebnissen zu berichten, wuchs die Spannung. Frau Ben-Ami berichtete von ihrer Flucht 1933 aus ihrer Heimatstadt Baden-Baden bis zu ihrer Ankunft in der Schweiz im Jahr 1943. Als Jüdin musste sie nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten mit ihren Eltern und den beiden jüngeren Schwestern Georgette und Erika ihre Heimatstadt verlassen. Ihre Flucht führte sie über mehrere Stationen, u.a. Frankreich und die Schweiz. Ihr Weg dorthin war nicht leicht. Anhand eigens gezeichneter Bilder erzählte sie u.a. von Kinderheimen, in denen sie untergebracht wurde, und geheimen Brotlieferungen, die sie fast das Leben kosteten. Bei ihrer Flucht passte sie auf ihre beiden Schwestern auf und übernahm die Verantwortung für weitere 12 Kinder. Die mutige Frau, welche mit der Flucht vor den Nationalsozialisten ein hohes Risiko auf sich nahm, erzählte uns hautnah von ihren Erfahrungen. Dabei mussten wir das ein oder andere Mal ganz schön schmunzeln, denn die unscheinbare Frau überzeugte mit ihrer frechen Zunge und zeigte großen Mut. Frau Ben-Ami berichtete, dass sie auf ihrer Flucht stets versuchte ein Lächeln zu bewahren und die anderen Kinder immer wieder aufs Neue ermutigte, nicht aufzugeben. Nach ihrer sicheren Ankunft in der Schweiz blieb sie dort zunächst eine Zeit lang, bevor sie zu ihrer Tante nach Paris ging und dort ein angenehmes Leben führen konnte. Im Jahr 1949 reiste sie schließlich nach Israel aus. Noch heute lebt sie mit ihren beiden Kindern, ihren sechs Enkeln und Urenkeln in Israel. Bis zum Ende ihrer anschaulichen Erzählung lauschten wir gespannt ihrem Vortrag. Am Schluss der Veranstaltung bekamen wir sogar die Chance, zu ihr auf die Bühne zu kommen, um ein Foto zu machen. Fanny Ben-Ami hat uns gelehrt, dass sich die Geschichte nicht wiederholen dürfe, denn das, was sie und Millionen andere Juden erlebt haben, solle heute keiner erleben. Deshalb richtete sie zum Abschluss den Appell an uns, sich jederzeit mit Respekt zu begegnen, damit wir Menschen gemeinsam und in Frieden leben können.


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