Industriekaufleute (KI)

Industriekaufmann/Industriekauffrau

Tätigkeit

Industriekaufleute arbeiten vorwiegend in folgenden Funktionsbereichen von Industrieunternehmen:

  • Materialwirtschaft (Einkauf, Materialverwaltung, Analyse)
  • Produktionswirtschaft (Fertigungsplanung, Fertigungssteuerung)
  • Personalwesen (Personalplanung, Personalverwaltung, Personalbetreuung, Lohn- und Gehaltsabrechnung)
  • Absatz (Kundenbetreuung, Versand, Werbe- und Verkaufsförderungsaktionen)
  • Rechnungswesen und Finanzwirtschaft (Abwicklung des Zahlungsverkehrs, Buchführung, Kosten- und Leistungsrechnung)

Ausbildungsdauer

Es handelt sich um einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf. Die dreijährige Ausbildung erfolgt im Ausbildungsunternehmen und in der Berufsschule. Sie kann unter bestimmten Voraussetzungen, z. B. Abschluss der Wirtschaftsschule oder des Kaufmännischen Berufskollegs I, verkürzt werden.

Ausbildungsvoraussetzungen

Schulbildung

Gesetzlich ist keine bestimmte Schulbildung als Zugangsvoraussetzung vorgeschrieben. Üblicherweise gelten der Hauptschulabschluss oder die Mittlere Reife als schulische Voraussetzungen. Die Anforderungen an die Bewerber und die Einstellungsbedingungen der Unternehmen sind jedoch unterschiedlich. Es ist daher zweckmäßig, sich rechtzeitig bei den in Frage kommenden Ausbildungsunternehmen über Bewerbungstermine, Einstellungsbedingungen, Auswahltests und Vorstellungstermine zu informieren.

Kenntnisse und Fähigkeiten

  • gute Kenntnisse in Deutsch und Mathematik
  • Interesse am Umgang mit Zahlen und Daten
  • kaufmännisches Denken (kosten- und absatzorientiert)
  • Kontaktfreude und Kommunikationsfähigkeit
  • Teamfähigkeit
  • Organisationstalent
  • technisches Verständnis
  • gutes sprachliches Ausdrucksvermögen

Darüber hinaus sind gute Sprachkenntnisse – vorrangig in Englisch – sowie Kenntnisse in Text- und Datenverarbeitung von Vorteil.

Ausbildungsinhalte

Bei der Ausbildung wird auf die Vermittlung arbeitsfeldübergreifender Qualifikationen, wie z. B. die Anwendung von Informations- und Telekommunikationssystemen, Fremdsprachen sowie Maßnahmen zur Qualitätssicherung und Innovation besonderen Wert gelegt.

Das Leitbild ist nicht mehr der abwicklungsorientierte Sachbearbeiter in klassischen kaufmännischen Funktionsbereichen, sondern der kundenorientierte Sachbearbeiter, der team-, prozess- und projektorientiert unter Verwendung aktueller Informations- und Medientechniken an der Erstellung kundengerechter Problemlösungen arbeitet.

Der Erwerb beruflicher Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten erfolgt nun nicht mehr in klar abgegrenzten starren Fächern, sondern in Schwerpunkten im Rahmen so genannter Kompetenzbereiche. Sie bieten die nötige Flexibilität, um durch die Bearbeitung handlungsorientierter Themen (Fallstudien, Planspiele, Rollenspiele) oder durch Projektarbeiten eine ganzheitliche Ausbildung zu ermöglichen.

Berufsfachliche Kompetenz

  • Schwerpunkt Betriebswirtschaft (Grundlagen des Wirtschaftens, Absatz, Beschaffung, Produktion, Personalwesen, Investition und Finanzierung, Bearbeitung handlungsorientierter Themen)
  • Schwerpunkt Steuerung und Kontrolle (Geschäftsvorfälle erfassen und buchen, Abgrenzungsrechnung, Kosten erfassen und verteilen, Wertschöpfungsprozesse analysieren und beurteilen, Jahresabschluss, Bearbeitung handlungsorientierter Themen)
  • Schwerpunkt Gesamtwirtschaft (Ausbildung und Beruf, Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft, gesamtwirtschaftliche Prozesse, Bearbeitung handlungsorientierter Themen)
  • Schwerpunkt Informationsverarbeitung (Datenverarbeitung, Textverarbeitung)

Zur Förderung teamorientierten Arbeitens und zur Einführung in das Projektmanagement werden bereits in der Grundstufe im Bereich Projektkompetenz wichtige Grundlagen hinsichtlich Methoden- und Sozialkompetenz gelegt.

Um die Kompetenz in einer Fremdsprache zu vermitteln, die für berufstypische Situationen erforderlich ist, erhalten die Auszubildenden in jedem Ausbildungsjahr zwei Stunden pro Woche Unterricht in Wirtschaftsenglisch.

Prüfungen

Zwischenprüfung

Während des 2. Ausbildungsjahres findet eine IHK-Zwischenprüfung statt. Sie erstreckt sich auf die Inhalte der betrieblichen Ausbildung des ersten Ausbildungsjahres und den Lehrstoff des Berufsschulunterrichts. In folgenden Prüfungsbereichen sind Kenntnisse nachzuweisen:

  • Beschaffung und Bevorratung 
  • Produkte und Dienstleistungen
  • Kosten- und Leistungsrechnung

Abschlussprüfung

Die Abschlussprüfung besteht aus vier Prüfungsbereichen. In den Bereichen

  • Geschäftsprozesse (z. B. Beschaffung und Bevorratung, Marketing und Absatz, Personal, Leistungserstellung),
  • kaufmännische Steuerung und Kontrolle (z. B. Leistungsabrechnung, Controlling, Kostenerfassung, Geld- und Wertströme) sowie 
  • Wirtschafts- und Sozialkunde (z. B. Darstellung und Beurteilung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Zusammenhänge)

ist eine schriftliche Prüfung an der Berufsschule abzulegen. Im Prüfungsbereich „Einsatzgebiet“, den die IHK abnimmt, soll der Prüfling mit einer Präsentation und einem Fachgespräch zeigen, dass er komplexe Fachaufgaben in der Praxis lösen kann. Zur Vorbereitung der Präsentation ist ein höchstens 5-seitiger Report zu erstellen. Präsentation und Fachgespräch sollen zusammen höchstens 30 Minuten dauern. Wer die IHK-Abschlussprüfung bestanden hat, erhält den Kaufmannsgehilfenbrief.

Berufliche Weiterbildung

 Qualifizierung mit der Möglichkeit des Aufstiegs

  • durch Teilnahme an Lehrgängen, Kursen oder Seminaren, beispielsweise über Finanz- und Rechnungswesen, Buchführung mit EDV, Controlling, Steuerwesen, Rhetorik, Fremdsprachen, Marktforschung, internationale Wirtschaftsbeziehungen.

Aufstieg (Handlungsbevollmächtigter, Prokurist)

nach entsprechender Berufspraxis über Weiterbildungsmaßnahmen

  • zum/zur Bilanzbuchhalter/in
  • zum/zur staatlich geprüften Betriebswirt/in
  • zum/zur Fachkaufmann/Fachkauffrau für Außenwirtschaft, Marketing oder Materialwirtschaft, Personalwirtschaft
  • zum/zur Informatik-Betriebswirt/in (VWA)
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