Am 18. November 2024 versammelten sich Schülerinnen und Schüler verschiedener Klassenstufen und verschiedener Schulen in der Schwarzwaldhalle in Appenweier, um einem besonderen Vortrag beizuwohnen. Die Holocaust-Überlebende Eva Erben erzählte dort von ihrem Leben und ihren erschütternden Erfahrungen während des Zweiten Weltkriegs. Die Veranstaltung begann um 11 Uhr mit einer Begrüßungssrede der Konrektorin der Schwarzwaldschule Appenweier, Frau Maywald. Nach weiteren Grußworten moderierte Gottfried Bühler von der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ) den Vortrag der Holocaust-Überlebenden.
Eva Erben wurde 1930 als Eva Löwidtová in Tetschen, einer Stadt in der damaligen Tschechoslowakei, geboren. Ihre Kindheit verlief zunächst unbeschwert; sie lebte in einer wohlhabenden Familie, die sich alles leisten konnte. Doch mit der Besetzung der Tschechoslowakei durch die deutsche Wehrmacht im Jahr 1939 änderte sich ihr Leben schlagartig. Die Familie wurde enteignet, ihre Villa und das Unternehmen der Eltern wurden ihnen weggenommen. 1941 folgte die Deportation ins Ghetto Theresienstadt. Dort lebte die Familie unter entsetzlichen Bedingungen.
Erben erinnert sich noch heute an den Abschied von ihrem Vater, den sie zum Bahnhof begleitete. Er wurde in einen vernagelten Zug verfrachtet, und sie sah ihn nie wieder. 1944 wurde auch Eva mit ihrer Mutter nach Auschwitz-Birkenau deportiert, einem der grausamsten Vernichtungslager des NS-Regimes. Sie schilderte den Schülerinnen und Schülern eindrücklich, wie sie die Schrecken von Auschwitz überlebte: “Es stank überall, es gab Geschrei und bellende Hunde – die Menschen dort waren gezeichnet von Angst und Verzweiflung.”
Im Frühjahr 1945 wurden die verbliebenen Frauen auf einen Todesmarsch geschickt. Dieser Marsch, bei dem die Insassen der Konzentrationslager unter unmenschlichen Bedingungen kilometerweit laufen mussten, forderte zahlreiche Opfer. Erben konnte nur überleben, weil sie sich in einer Scheune unter einem Misthaufen versteckte, wo sie von den Hunden nicht gefunden wurde. Mehr tot als lebendig wurde sie schließlich von einer tschechischen Bauernfamilie gefunden, die sie aufopferungsvoll pflegte. “Ich konnte kein Essen bei mir behalten, also gaben sie mir Muttermilch, um mich langsam aufzupäppeln”, erzählte sie mit bewegter Stimme. Als einzige Überlebende ihrer Familie stand Eva Erben nach der Befreiung alleine da.
Sie entschloss sich, ein neues Leben zu beginnen, wanderte 1949 nach Israel aus und gründete dort eine eigene Familie. Trotz ihrer grausamen Erlebnisse kehrte sie in den letzten dreißig Jahren immer wieder nach Europa zurück, um über ihre Erfahrungen zu berichten und Schüler:innen zu informieren.
Der Vortrag von Eva Erben hinterließ einen tiefen Eindruck bei den Anwesenden. „Das ist heute das größte Klassenzimmer in Deutschland,“ bemerkte Gottfried Bühler, und die gespannte Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler bestätigte diese Aussage. Eva Erben betonte die Bedeutung des Erinnerns und der Aufklärung über die Verbrechen der Vergangenheit. Ihre Botschaft, nie zu vergessen und sich gegen Hass und Intoleranz einzusetzen, bleibt eine wichtige Lektion für die jungen Generationen. Der Besuch von Eva Erben war nicht nur eine besondere Gelegenheit, Zeitgeschichte aus erster Hand zu erfahren, sondern auch eine eindringliche Erinnerung an die Verantwortung, die wir alle tragen, damit sich solche Verbrechen nie wiederholen.
Yagmur Tuncer und Emma Fritsch
