Kein Aprilscherz – Ausflug des SGGG 13/1 am 01. April nach Calw

(Wp) Lange hatte schon das SGGG 13/1 sich danach gesehnt, einen Ausflug zu unternehmen, doch die Corona-Pandemie hatte über Monate den Schülern und Schülerinnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Nun war es endlich wieder soweit: Tagesausflüge mit ganzen Schulklassen waren und sind wieder möglich.

So unternahm das SGGG 13/1 der Beruflichen Schulen Achern zusammen mit ihren Lehrerinnen Tanja Bruhin und der Co-Klassenlehrerin Birgit Wild-Peter am 01. April 2022 eine Exkursion in das schwäbische Schwarzwaldstädtchen Calw, das bekannt für seine Fachwerkhäuser, aber vor allem auch als Heimatstadt des berühmten Dichters Hermann Hesse ist. Dessen Roman „Der Steppenwolf“ gehört dieses Jahr noch zu den Themen der schriftlichen Abiturprüfung im Fach Deutsch. 

Trotz nasskalten Aprilwetters freute sich die Klasse riesig, mal aus der Schule herauszukommen. Nach Ankunft in der Stadt Calw wärmte sich die Klasse erst einmal im „Café Goldmund“, benannt nach Hesses Erzählung Narziß und Goldmund, auf. Im Anschluss ging es in den Literaturgarten der Stadt, wo im Wechsel Gedichte von Hermann Hesse vorgelesen wurden. Trotz Schneeregens steigerten sich die Schüler beim Vortragen der Gedichte, sodass ein richtiger „Lyrikwettbewerb“ entstand. Wer konnte am besten das Gedicht „Blauer Schmetterling“ von Hesse vortragen?

Danach erhielt die Klasse eine Stadtführung durch den historisch bewandertenStadtführer Wolfgang Tauber, der in seinen beruflich aktiven Zeiten Gebirgsjäger bei der Bundeswehr war, heute als Ruheständler mit Pathos Stadtführungen in Calw leitet.

Er schilderte den Schülern, dass Hermann Hesse eine sehr strenge, pietistisch orientierte Erziehung in seinem Heimatstädtchen erfahren hatte, aber dennoch Abwechslung in verschiedenen Liebschaften zu Mädchen der Stadt gefunden habe. Ein großes Vorbild in der Erziehung sei ihm seine Mutter gewesen, die eine der ersten Englischlehrerinnen in Württemberg war, während sein Vater die Familie sehr autoritär „regiert“ habe. Da Hesses Familie immer wieder für längere Zeitmissionarisch in Indien unterwegs war, habe der Schriftsteller ein deutlich liberaleres „Weltbild“ als seine Eltern entwickelt und sich gegen die strengen Regeln des schwäbischen Pietismus gewandt, was er z.B. auch im Roman „Der Steppenwolf“ artikuliert habe. Überdies erläuterte Herr Tauber noch die Herkunft des Wortes „Calw“. Die aus dem Fränkischen stammenden Grafen von Calw waren im Hochmittelalter die Gründerväter des Klosters Hirsau, des Stifts Sindelfingen und der Städte Vaihingen a. d. Enz und Calw. Daher rühre der Name Calw, der aber wie „Calp“ ausgesprochen werde.

Nach der einstündigen Stadtführung ging es weiter zur Hesse-Ausstellung.

Da das Hermann-Hesse-Museum derzeit wegen Umbauarbeiten geschlossen ist,

musste die Klasse allerdings auf eine provisorische Ausstellung im herrschaftlichen, aber unbeheizten Palais Vischer ausweichen. Frau Erika Schneider, eine Hesse-Expertin, die anschließend die Führung zu Hermann Hesse im Palais Vischerübernahm, kannte sich jedoch sehr gut in der Biographie des Autors Hermann Hesse aus und erzählte der Gruppe auf sehr authentische Art und Weise, wie z.B. HessesKindheit und Jugendjahre verliefen, sie thematisierte den Konflikt mit den Eltern, seine psychisch belastenden Studienjahre, welche er als Student der Theologie im streng organisierten evangelisch-theologischen Seminar Maulbronn zubrachte, die ihn schließlich zur Erzählung „Unter`m Rad“ inspirierten, und sie berichtete von seinen Reisen nach Indien sowie von seiner zwiespältige Rolle als Familienvater.Sehr ausführlich ging sie auch auf Hesses zweite Ehe mit der wohlhabenden Schweizerin Ruth Wenger ein, mit welcher der Schriftsteller aber eine eher zweckorientierte Beziehung geführt habe, bis er schließlich die dritte und letzte Ehe mit Ninon Dolbin einging.

Ein Höhepunkt seiner literarischen Karriere sei 1946 die Verleihung des Literatur-Nobelpreises gewesen, den Hesse aber nicht persönlich entgegennahm.

Der Tenor einer Schülerin lautete am Ende des Ausfluges: „Ich brauche jetzt ein heißes Bad.“

Nach soviel Kultur trat die Klasse mit ihren Lehrkräften zufrieden, wenn auch etwas durchgefroren, die Heimreise an.

Blauer Schmetterling  (H. Hesse)   

Flügelt ein kleiner blauer
Falter vom Wind geweht,
Ein perlmutterner Schauer,
Glitzert, flimmert, vergeht.
So mit Augenblicksblinken,
So im Vorüberwehn
Sah ich das Glück mir winken,
Glitzern, flimmern, vergehn.


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